Wolfgang Schmitt
Das Einmaleins der
Encaustic
Farbpigmente in heißem Wachs gelöst
Encaustic vom altgriechischen Wort “enkaio” einbrennen, meint im Grunde “Kunst, eingebrannte Gemälde zu verfertigen”
Leonardo da Vinci faszinierte Encaustic
3000 Jahre alte Maltechnik
Einzigartige Leuchtkraft der Farben
Diese uralte Kunstform basiert auf Wärme und Wachs und hat eine längere Tradition als die Ölmalerei. Schon die alten Griechen nutzten die Beschaffenheit des Wachses um ihre Kriegsschiffe wetterfest zu machen und kombinierten Wachs und Farbe zur Verzierung der Schiffe. Das Wachs legt sich wie eine schützende Schicht über die Farben – für die Ewigkeit. Bereits Platon hat das Gedächtnis treffend mit einer Wachstafel verglichen.
Für mich ist der Umgang mit dem warmen, lebendigen Wachs fließend, fast meditativ. Encaustic erfordert Geduld und den Mut sich auf das Unvorhersehbare einzulassen. Dafür erscheinen die Farben unter der Wachshaut mit einer neuen Kraft und Helligkeit. Sie werden zum Leben erweckt.
In meinen Werken lasse ich die Lebendigkeit der Farben zu. In jeder Wachschicht liegt ein Teil meiner Erinnerung – ein Teil von mir. Darin liegt die Magie.
Ägyptische Mumienportraits haben dank Encaustic auch heute noch eine überwältigende Präsenz und Haltbarkeit
Im antiken Griechenland wurden Wachstafeln zum Schreiben verwendet
Encaustic gehört zu den ältesten Kulturgütern unserer Menschheitsgeschichte
Jasper Johns, ein Wegbereiter der Pop Art, hat seine berühmte amerikanische Flagge in Encaustic gemalt und damit 3 Millionen Dollar erzielt.
Encaustic Bilder vergilben nicht, dunkeln nicht nach und bekommen keine Risse.
Vergessen und wiederentdeckt
Die Freilegung der verschütteten Städte Pompeji und Herculaneum hat zu einer Wiederbelebung dieser antiken Technik geführt. Von da an gab es zahlreiche namhafte Künstler, die zur Popularität beitrugen.
Diese Magie kann jeder für sich entdecken, wenn er sich auf das Material und die Technik einlässt. In unserer schnelllebigen Zeit, die oft durchgetaktet ist, genieße ich es, mich auf das Material und seine Möglichkeiten einzulassen. Für mich macht die Unvorhersehbarkeit den größten Reiz aus.
Es ist der Fantasie jedes einzelnen überlassen, welche Elemente und Formen er in den Werken sieht. Ich lade jeden dazu ein, sich darauf einzulassen und stehe gerne mit meiner Erfahrung zur Seite.
Noch Fragen?
Die Handhabung des Materials hört sich so beschwerlich an. Wie kann ich mir das praktisch vorstellen?
Es geht im Atelier nicht mehr so zu wie bei den alten Griechen oder Römern. Wir machen uns zu Nutze, dass der Strom aus der Steckdose kommt, keine Sorge. Die Handhabung ist in den letzten 3000 Jahren viel einfacher geworden. Selbstverständlich benutzen wir in den Kursen elektrische Maleisen und einfach zu verarbeitende Farben.
Sind die Encaustic-Farben giftig?
Das waren sie sicherlich einmal. In meinen Kursen benutze ich ausschließlich vollkommen ungiftige Farben.
Warum gerade so eine alte Technik verwenden?
Das werde ich oft gefragt. Die Welt hat sich doch weiterentwickelt und ich male wie vor tausenden von Jahren. Ganz so ist es natürlich nicht, da ich die Möglichkeiten der modernen Verarbeitung nutze. Aber im Grunde stimmt es. Was macht die Faszination dieser uralten Maltradition aus? Mich inspiriert, dass diese alte Technik es damals wie heute schafft den Betrachter in gewisser Weise in seinen Bann zu ziehen. Es erinnert mich daran, dass die Vergangenheit unsere Gegenwart durchzieht und wir in diesem Augenblick eine Gegenwart schaffen, die die Zukunft beeinflusst. Gerade die Unvergänglichkeit von Encaustic hält sie lebendig und macht sie unvergleichlich.